Landschaftspark Höllachaue

Der Landschaftspark Höllachaue liegt zwischen den drei Wohnbezirken Leutenbach, Nellmersbach und Weiler zum Stein, unterhalb des "Hohenbildplatzes".

Landschaftspark Höllachaue

Im Landschaftspark „Höllachaue“ bündelt die Gemeinde Leutenbach Ausgleichsmaßnahmen für Wohn- und Gewerbegebiete. Indem Flächen zum Natur- und Landschaftsschutz zusammengefasst werden, entsteht ein vernetzter Landschaftspark, der nicht nur dem Naturschutz, sondern auch den Menschen zur Naherholung dienen soll. Durch die räumliche Nähe zu weiteren Naturschutzflächen, zum Beispiel dem renaturierten Steinbruch in Weiler zum Stein, entsteht ein wertvoller Biotopverbund.

In den einzelnen Abschnitten des Landschaftsparks wurden unterschiedliche Biotoptypen hergestellt. Dort finden heimische Tier- und Pflanzenarten für die Region typische Lebensräume. Der Landschaftspark bietet der Natur einen sicheren Rückzugsort in dem der Mensch als stiller Beobachter willkommen ist.
 

Höllachbach

Der Höllachbach durchzieht den Landschaftspark von Nordosten nach Südwesten. Der Bachlauf wurde renaturiert, um wieder eine naturnahe Tieflandbachregion zu schaffen. Durch Abtragungen und Lehmabbrüche ist das Bachbett einem stetigen Wandel unterworfen. Die Strömung ist durch den Wechsel zwischen tiefen, langsameren und schnellen sowie flachen Abschnitten geprägt. In Still- und Flachwasserbereichen finden sich zahlreiche Wasserpflanzen. Hier leben Flohkrebse, Wasserkäfer, Würmer und Larven verschiedener Libellen-, Fliegen- und Mückenarten. Der Uferbereich ist mit Ried- und Sumpfpflanzen bewachsen und dient verschiedenen Vogelarten als Lebensraum. Die geschwungene Form des Bachbetts und die flache Lage der angrenzenden Wiesen bieten einen natürlichen Hochwasserschutz.
 

Röhricht am Teich- und Bachsaum

Als Röhricht werden Pflanzengesellschaften im Flachwasser- und Uferbereich von Gewässern bezeichnet. Kräftige Gräser bilden hier einen regelrechten „Rohrwald“, von dem auch der Name des Biotoptyps abstammt. Das Röhricht dient den Gewässern als natürliche Kläranlage und fördert so die Wasserqualität. Viele Vogelarten bauen zwischen den kräftigen Halmen ihre Nester. Wo das Röhricht im Wasser steht, bietet es Platz zur Eiablage für Fische und Amphibien. Auch als Versteck und Lebensraum spielt er eine große Rolle für Wasserlebewesen. Im Bereich der nassen Schilfzone wurde ein Holzsteg angelegt, auf dem das Biotop zu Fuß erkundet werden kann. Eine Plattform reicht bis auf den Teich hinaus. Um die natürliche Verlandung zu verhindern, wird das Röhricht bei Bedarf im Winter geschnitten und abgestorbene Blätter, angeschwemmtes Pflanzenmaterial und Schlamm entfernt. Andernfalls würde zunächst eine Sumpflandschaft und nach und nach ein Auenwald entstehen, der das Röhricht verdrängt.
 

Natur- und Sandsteinmauern

Die Trockenmauer oberhalb des Wassertretbeckens wurde aus Sandstein, die Mauer auf der Hochzeitswiese aus Naturstein hergestellt. Der Unterschied zwischen den Mauern ist deutlich sichtbar und fügt sich in die jeweilige Umgebung ein. Trockenmauern sind in „trockener“ Bauweise hergestellt. Sie werden nicht durch Mörtel zusammengehalten, sondern bestehen aus trocken aufeinandergesetzten Steinen. So entstehen Fugen, die als Lebensraum für viele unterschiedliche Lebewesen dienen. Insekten, Reptilien und Kleinsäugetiere finden in den Mauerspalten Unterschlupf. Für Pflanzen bietet eine Trockenmauer sehr unterschiedliche Lebensräume. Am Fuß der Mauer sammeln sich Wasser und Nährstoffe. Außerdem ist der Bereich relativ witterungsgeschützt. Der Mauerkörper bietet nur wenig Platz und Nährstoffe. Durch die Sonneneinstrahlung ist er sehr warm und trocken. Nur spezialisierte Pflanzen finden hier ihr Auskommen. An den Mauerkopf schließen sich im Landschaftspark Höllachaue Feldhecken an.

Grünland entlang des Höllachbachs

Die bestehenden Ackerflächen entlang des Höllachbachs wurden in Grünland bzw. Niederungswiesen umgewandelt. Grünflächen an Bachsäumen sind von Menschen geschaffene Lebensräume. Sie entstanden durch die Rodung der Bäume am Bachufer. Entlang des Bachlaufs sind die Wiesen durch den höheren Wasserstand und Überflutungen nach Regenfällen – insbesondere im Frühjahr und Herbst – sehr nass und dadurch kaum begehbar. Im Sommer und Winter trocknen die Wiesen aus und können gemäht werden. Früher nutzten die Bauern die Mahd als Einstreu für ihre Ställe. Da die Wiesen nur ein- bis zweimal jährlich gemäht werden, sind sie Lebensraum für eine große Zahl von Pflanzen und Tieren. Die Blüten bieten Nahrung für eine Vielzahl von Insekten. Der hohe Wuchs der Wiesen dient ihnen und anderen Lebewesen als Schutz und Lebensraum. Die Mahd unterdrückt das Wachstum von Sträuchern und Bäumen. Damit ist die regelmäßige Pflege für den Erhalt des Grünlands von zentraler Bedeutung.
 

Hochzeitswiese

Als eine der ersten Maßnahmen im Landschaftspark entstand 2004 die Hochzeitswiese. Ehepaare pflanzen hier hochstämmige Obstbäume. So entsteht eine für die Region typische Streuobstwiese. Waren Streuobstwiesen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa weit verbreitet, gehören sie heute zu den stark bedrohten Biotoptypen. Baden-Württemberg kommt bei ihrem Schutz eine besondere Rolle zu, weil hier die meisten Streuobstwiesen in Europa zu finden sind. Sie leisten durch die häufig regional geprägte Vielfalt unterschiedlicher Baumsorten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. Die Krautschicht der Streuobstwiesen besteht aus Gräsern und Wiesenkräutern und dient Insekten und Bodenbrütern als Lebensraum. Zum Schutz der Krautschicht und ihrer Bewohner wird nur ein- bis zweimal jährlich gemäht. In den Bäumen leben verschiedene Vogel- und Säugetierarten. Sie nutzen Baumhöhlen und –kronen als Unterschlupf und Niststätte. Für die Imkerei sind Streuobstwiesen ebenfalls von großer Bedeutung.
 

Hohlweg

Der Hohlweg im Landschaftspark wurde durch Aufschüttung der Wegflanken künstlich geschaffen. Er stellt jedoch ein typisches Element der Lößlandschaft dar, in der sich die Höllachaue befindet. Auf natürliche Weise entstehen Hohlwege durch oft jahrhundertelange Nutzung. Dabei schnitten sich Pfade durch Viehtrieb, Fuhrwerke und abfließendes Regenwasser immer tiefer in die Landschaft. Ein natürlicher Hohlweg befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Landschaftspark entlang des Wirtschaftswegs vom Hohen Bild in Richtung Leutenbach. Die Flanken des Hohlwegs sind mit Sträuchern bewachsen, die Vögeln, kleinen Säugetieren und Insekten als Heimat dienen. Das Wechselspiel von Licht und Schatten, windigen und geschützten, trockenen und feuchten Abschnitten schafft ökologische Nischen und begünstigt eine komplexe Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen. Auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten dienen Hohlwege als Rückzugs- und Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen.