Kunst im Kreisel

Seit Mitte Juli 2008 ziert ein markantes Kunstwerk die Ortseinfahrt des Wohnbezirks Leutenbach. Immer wieder ist zu beobachten, wie Fußgänger auf dem Weg zum Einkaufen stehen bleiben, sich angeregt und teils kontrovers über die drei Stelen unterhalten. Auch Autofahrer wenden kurz den Blick auf das Kunstwerk des Stuttgarter Künstlers Helmut Dietz, das sich auf dem Kreisverkehrsplatz 7,50 Meter in die Höhe erhebt.

Der Künstler Helmut Diezt hat sich intensiv mit dem Wappen der Gemeinde Leutenbach auseinandergesetzt und nimmt bei seinem Kunstwerk Bezug auf dessen Farben und die Gestaltung. Zudem wurde das Ensemble mit dem Namen "To the people of Leutenbach" an die umgebenden Gebäude und Schornsteine angepasst.

Die drei Stelen aus Metall, mit einem Durchmesser von je 30 cm, stehen in mehrfacher Weise symbolisch für das Leutenbacher Gemeindewappen. Aus der Vogelperspektive kann man erkennen, dass die Stelen genau die Position der Blüten einnehmen und vom Abstand her dem Originalverhältnis auf dem Leutenbacher Wappen entsprechen.

Zudem wurde die Farbgebung der einzelnen Säulen so gewählt, dass diese wie eine Art Strichcode die Farben des Wappens aufnehmen und wiedergeben. Aufgrund einer im Boden verlaufenden Gasleitung hat der Künstler, entgegen dem ursprünglichen Entwurf, das Kunstwerk um den Mittelpunkt gedreht, ohne dabei die Proportionen zu verändern. Die dreidimensionale Wirkung des Wappens entfaltet sich für den Betrachter vom Gehweg vor dem Haus Winnender Straße 33 (mit Blick in Richtung Aldi) aus.

Bei einem räumlichen Objekt ergeben sich naturgemäß aus jeder Richtung andere Ansichten, so dass sich für den Kunstinteressierten eine Vielzahl interessanter Perspektiven ergeben. Unabhängig davon, ob einem das Kunstwerk gefällt oder nicht, zeigen die lebhaften Diskussionen, dass durch die Aufstellung das Thema Kunst in den Mittelpunkt des Interesses gerückt wurde. Zudem spricht es für ein lebendiges Gemeindeleben, dass sich viele Mitbürger Gedanken über das Ortsbild der Gemeinde machen.
 

Leutenbacher Kreisverkehr in Text und Bild

Anfang 2010 ist Band 3 der Buchreihe "Kunst im Kreis" von Gerd Leibrock und Karin Mader bei Books on Demand erschienen. Der Band stellt 41 Kreisel in 28 Orten im Rems-Murr-Kreis und im Kreis Ludwigsburg vor, darunter auch den Kreisverkehr am Ortseingang von Leutenbach.

In ihrem Werk schreiben die Autoren über Kreisel und Kunstwerk (Auszug; die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autoren):

"Der südliche Pförtnerkreisel der Gemeinde Leutenbach verbindet die Ausfahrt der Bundesstraße B 14n mit der Verbindungsstraße zwischen Leutenbach und Winnenden.

Die erhöhte Kuppe der Mittelinsel ist mit kurzgeschnittenem Rasen bedeckt. In der Mitte erheben sich, in einem spitzwinkligen Dreieck zueinander aufgestellt, drei bunte, schlanke Stahlrohre, die 7,50 m in den Himmel hineinragen. Wir haben hier jedoch kein Riesenmikado vor Augen wie beim Mikadokreisel im Waiblinger Ortsteil Hegnach, vielmehr stellen die scheinbar versprengten Mikadostäbe auf raffinierte Art das Gemeindewappen von Leutenbach dar."

"Der Künstler Helmut Dietz, der mit seinem Entwurf zur Gestaltung des Leutenbacher Kreisels "To the people of Leutenbach" den ersten Preis eines Wettbewerbs der Stuttgarter Kunstakademie gewann, bohrte in einem Gedankenexperiment mit einem Hohlkernbohrer an drei Stellen des Wappens (halblinks, mitte, halbrechts) von oben nach unten und erhielt dadurch Bohrkerne mit den typischen Farbmarkierungen des Wappens. Die beiden äußeren Bohrungen ergeben wegen der Symmetrie die gleiche Farbaufteilung, so dass zwei der Rundstäbe identisch aussehen. Die dreidimensionale Wirkung des Wappens kann man am besten vom Bürgersteig aus vor dem Haus an der Winnender Straße 33 mit Blick zum Aldi hin beobachten. Die Farbflächen der Säulen bestehen aus reflektierenden Folien, die bei Nacht das Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos zurückwerfen.

Gemeindewappen sind ein beliebtes Thema für Kreisverkehre. Meistens werden sie liegend mit farbigen Steinchen oder Glassteinen, oder auch mit Pflanzen möglichst originalgetreu nachgebildet. Dem Schöpfer des Leutenbacher Kreisels ist der Trick gelungen, sich nicht auf die konventionelle Wappendarstellung einzulassen, sondern ein abstraktes Farbenspiel zu entfalten, das auf den ersten Blick nichts von seiner Herkunft verrät."